Ja Genua
Marcel Freymond, Oliver Rössel und Johannes Willi
13.04. - 11.05.2013
Ja Genua
Ziel der Reise ist Genua. Vielmehr noch ist aber die Reise selbst das eigentliche Ziel: die gemeinsame Reise von Johannes Willi und Olivier Rossel aus der Schweiz nach Genua zu Marcel Freymond, der ebenfalls auf einer Art Durchreise während drei Monaten im Atelierstipendium ist. Eine Reise, bezeichnend für das Unterwegssein der drei.
Durch die Kamera beobachten die Künstler ihr Umfeld, Veränderungen in der Umgebung, Passanten die mit- fahren, eine rasch vorbei itzende Landscha . In Genua angekommen, beginnt die Reise durch die Stadt. Auf die 480 Kilometer schnell zurückgelegte Strecke folgen langsame Gänge durch weite Strassen und enge Gassen. Die Künstler filmen verlassene wie belebte Orte. Als Reisedokument halten die Aufnahmen flüchti- ge Begegnungen ebenso wie bewusste Gespräche fest – den Austausch untereinander wie auch mit Fremden.
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Das Miteinander ist nicht gerade aussergewöhnlich für eine Gruppenschau. Der Gemeinschaftsgedanke, die Zusammenarbeit und das Zusammensein gehören nebst der Umsetzung auch inhaltlich zur Ausstellung. Erst in Genua sind die drei Künstler tatsächlich zusammen, der Austausch beginnt jedoch bereits vorher am Computer. Skype vermag weite Distanzen zu überwinden, die Kommunikationsmöglichkeiten sind scheinbar uneingeschränkt. Im Chat werden schnelle Gedanken ausgetauscht, Einfälle überlagern sich gegenseitig, Missverständnisse tauchen ebenso plötzlich auf, wie sie sich wieder lösen. Und dennoch: erst die eigentliche Reise zeigt den Weg. Die Fahrt nach Genua birgt Überraschungen, lässt das Unvorhergesehene eintreten und verwirrt Geplantes.
Dass jede Reise eine Veränderung bedeutet, veranschaulichen die in der Ausstellung von Olivier Rossel gezeigten Arbeiten Aller – Retour, die bei jedem Transport ihr Aussehen ändern. Darin verbinden sich die Bilder mit den von Johannes Willi ausgestellten Ferienfotos, Farbverläufe, welche die Idee des Übergangs ganz exemplarisch vorführen.
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Um die unmittelbare Umgebung weiter zu beobachten, um zufällige Begegnungen zuzulassen, um mit Fremden oder Vertrauten ins Gespräch zu treten, werden die drei Künstler während zwei Wochenenden in der Galerie Idea Fixa anwesend sein. Sobald der von Marcel Freymond mit einer Kohlezeichnung bemalte Leinstoff, ähnlich einem Vorhang vor dem Galeriefenster geöffnet wird, sind Besucher eingeladen, zusammen mit den Künstlern am Geschehen teilzunehmen. Daran, neue äussere Formen zu finden und thematische Schwerpunkte zu legen. Die Künstler werden am unterwegs aufgenommenen Filmmaterial weiterarbeiten, um nicht nur die Ausstellung ständigen Veränderungen auszusetzen, sondern um die Reise weiterzugehen.
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Eveline Wüthrich, April 2013